Planetenfotografie mit der CCD/CMOS-Kamera: Bearbeitung
Die Bearbeitung der gewonnen Fotos zerfällt in zumindest zwei Schritte: Beim Stacking werden die besten Einzelaufnahmen ausgewählt und diese dann gleichsam "übereinandergelegt". Das meist flau und verwaschen anmutende Summenbild wird dann durch ausgeklügelte Schärfungsfunktionen und weitere Maßnahmen in ein attraktives Endprodukt verwandelt.
Vor dem Stacking: Pre-Processing bei Bedarf
Unruhige Videos kann man vor dem Stacken mit der grandiosen Software PIPP beruhigen. Es sind damit noch viele weitere Pre-Processing-Manipulationen möglich, wie etwa das automatische Aussortieren überbelichteter Frames, das Zentrieren der Objekte samt automatischem Cropping (Wegschneiden des Leerraums rund ums Objekt), das automatische Ordnen der Frames nach Qualität oder das Zusammenhängen mehrerer Videos.
Manchmal will die Stacking-Software eine avi-Datei nicht akzeptieren. Man kann dann versuchen, diese mit der Software VirtualDub zu öffnen und sie dann neu als avi abzuspeichern. In jedem Fall lassen sich damit Videos zuschneiden.
Das Stacking
Im folgenden beschreibe ich das Stacking mit der Software AutoStackert. Bei Planetenvideos wählt man hier die Einstellung "Planet".
Alternativ mag man die ebenfalls kostenlosen Stacking-Programme Avistack oder Registax versuchen. Eine weitere Alternative ist der PlanetarySystemStacker von Rolf Hempel, der, wie Registax, die gestackten Fotos auch schärfen kann; dessen pdf-Anleitung erklärt den Prozess auf Deutsch. Allerdings bietet die Kombination "Autostackert + Registax" in Summe mehr Möglichkeiten.
Oben sehen Sie einen kurzen Ausschnitt aus einem langen Video des Planeten Saturn (28.8.2024). Um das Seeing zu verbessern, wurde es im Infrarot (daher die seltsame Tönung) aufgenommen, und zwar mit einer Zwo Asi 662 an einem Meade LX90 (8" f/10).
Selbst das beste Frame aus einem solchen Video wäre hoffnungslos verrauscht, wie das folgende Bild zeigt.
Autostackert soll die Frames deshalb analysieren und die schlechten Frames verwerfen. Die besten Frames werden behalten und in einem dicken Stapel übereinander gelegt.
Das Himmelsobjekt befindet sich auf den einzelnen Frames aber nicht exakt an der selben Stelle, sondern ist von Bild zu Bild etwas verschoben bzw. verdreht. Daher müssen zunächst Alignment Points festgelegt werden.
Nach erfolgter Analyse entscheidet man selbst, wie viele Frames behalten und wie viele verworfen werden sollen. Nimmt man bloß die (wenigen) allerbesten Frames, bleibt zu starkes Rauschen im Stapel - was das nachfolgende Schärfen erschwert. Ist man zu tolerant, wird der Stapel von allzu vielen mittelmäßigen Frames kompromittiert werden. Zum Glück lassen sich bis zu vier verschiedene Varianten berechnen.
Die Lufthülle wirkt wie eine Linse bzw. wie ein Prisma: Die atmosphärische Dispersion stattet Himmelsobjekte unten mit einem roten, oben mit einem blauen Rand aus - vor allem bei niedrigem Stand über den Horizont. Die Funktion RGB-Align reduziert das lästige Phänomen.
Bei allzu kleiner Brennweite mag man die ursprünglich von der NASA fürs Weltraumteleskop Hubble entwickelte Funktion Drizzle einsetzen. Sie macht das Objekt um den Faktor 1,5 oder 3 größer - wobei das Ergebnis besser sein sollte als bei simpler Vergrößerung. Allerdings kann Drizzle auch zu seltsamen Ergebnissen führen.
Geht alles glatt, erhält man als Resultat des Stackings (zu deutsch: "Stapelns") ein milchig anmutendes Summelbild: Es sieht kontrastarm und unscharf aus.
Schärfen und vieles mehr
Im nächsten Schritt wird man das Objekt gerade richten, schärfen, heller oder dunkler machen, seinen Kontrast verstärken und es eventuell auch vergrößern. Ziel ist es, möglichst viele Details sichtbar zu machen - ohne dass sich Artefakte einschleichen.
Dazu ziehe ich das TIFF-Summenbild ins kostenlose Programm Registax. Es bietet eine Menge an Funktionen, darunter die oben genannten. Im folgenden Bild sind Helligkeit und Kontrast angepasst. Das Objekt wurde gerade gerückt und auf 150% vergrößert. Auch Farbanpassungen würden sich hier auf Wunsch vornehmen lassen (was bei dieser IR-Aufnahme wenig Sinn machte).
Das eigentliche Highlight von Registax ist die ausgeklügelte Schärfefunktion. Die Layer-Regler schärfen, von oben nach unten, immer größere Details. In dieser Reihenfolge zieht man sie nach rechts, und zwar mit zunehmend größerer Vorsicht!
Durch das Schärfen (engl.: Sharpen) entstehen Artifakte, die man durch die Erhöhung des Wertes "Denoise" wieder reduziert. Oft reicht mir dazu die Denoise-Box über dem ersten Schärferegler.
Je mehr Frames für das Summenbild ausgewählt wurden, desto stärker kann man in der Regel nachschärfen. Ziel ist ein Bild mit vielen klar umrissenen Details - ohne Spuren von Rauschen oder Artifakten.
Seit Anfang 2023 existiert eine Alternative zu Registax namens WaveSharp (Download). Dieser Software fehlen zwar die Stacking-Funktionen, die aber sowieso von Autostackkert geboten werden.
Der Anblick des Saturnrings ändert sich. Hier sehen Sie ein auf obigem Weg entstandenes, früheres Saturnfoto - bei voller Ringöffnung und im sichtbaren Abschnitt des elektromagnetischen Spektrums.
Zwiebelringe, Derotieren und Impaktsuchen
Speziell beim Jupiter treten im Zuge das Nachschärfens am Rand des Planetenscheibchens häufig konzentrische Ringe auf, die gefürchteten "Zwiebelringe". In diesem Fall ist das avi zu dunkel geraten, auch wenn es auf den ersten Blick korrekt belichtet aussieht! Abhilfe schafft eine Erhöhung des Gain-Werts während der Aufnahme. Das zusätzliche Bildrauschen kann durch eine höhere Zahl von Frames teilweise kompensiert werden.
Vor allem Jupitervideos dürfen wegen der raschen Planetenrotation nur wenige Minuten lang sein. Mit JUPOS - auch WinJUPOS genannt - kann man die Videos derotieren. Ich habe es selbst noch nicht probiert, weil meine Videos (gerade noch) kurz genug waren.
Doch lieber schwarzweiß?
Wir haben hier die grundlegende Strategie zur Planetenfotografie mit Hilfe von Farbkameras besprochen. Eingefleischte Fotografen ziehen der höheren Auflösung wegen oft Schwarzweißkameras vor.
Diese Kameras können letztlich sogar Farbbilder liefern. Dazu wird das Objekt mehrfach gefilmt - jedes Mal durch einen anderen RGB-Filter. Die fertigen Bilder werden dann entsprechend eingefärbt und schlussendlich von der Software zu einem Farbfoto kombiniert.