Planetenfotografie mit CCD: Bearbeitung - Dr. Christian Pinter - Fototipps

Direkt zum Seiteninhalt
Planetenfotografie mit der CCD-Kamera: Bearbeitung
Die Bearbeitung der gewonnen Fotos zerfällt in zumindest zwei Schritte: Beim Stacking werden die besten Einzelaufnahmen ausgewählt und diese dann gleichsam "übereinandergelegt". Das meist flau und verwaschen anmutende Summenbild wird dann durch ausgeklügelte Schärfungsfunktionen und weitere Maßnahmen in ein attraktives Endprodukt verwandelt.
Vor dem Stacking: Pre-Processing bei Bedarf
Unruhige Videos kann man vor dem Stacken mit der grandiosen Software PIPP beruhigen. Es sind damit noch viele weitere Pre-Processing-Manipulationen möglich, wie etwa das automatische Aussortieren überbelichteter Frames, das Zentrieren der Objekte samt automatischem Cropping (Wegschneiden des Leerraums rund ums Objekt), das automatische Ordnen der Frames nach Qualität oder das Zusammenhängen mehrerer Videos.

Manchmal will die Stacking-Software eine avi-Datei nicht akzeptieren. Man kann dann versuchen, diese mit der Software VirtualDub zu öffnen und sie dann neu als avi abzuspeichern. In jedem Fall lassen sich damit Videos zuschneiden.
Stacking
Im folgenden beschreibe ich das Stacking mit der Software AutoStackert. Mittlerweile gibt es die Version 3. Bei Planetenvideos wählt man hier die Einstellung "Planet".

Alternativ mag man die ebenfalls kostenlosen Stacking-Programme Avistack oder Registax versuchen. Eine weitere Alternative ist der PlanetarySystemStacker von Rolf Hempel, der, wie Registax, die gestackten Fotos auch schärfen kann; dessen pdf-Anleitung erklärt den Prozess auf Deutsch. Allerdings bietet die Kombination "Autostackert + Registax" in Summe mehr Möglichkeiten.
Ein Einzelbild aus einem avi ist völlig verrauscht. Stacking-Software wie Autostackert legt die Frames gleichsam übereinander und erstellt so ein rauscharmes Bild.
Zu diesem Zweck muss man auf einem qualitativ möglichst guten Frame zunächst Alignment Points definieren.
Dann wird das avi von der Software analysiert. Sie erkennt, welche Bilder gut sind, und welche von der Luftunruhe deformiert wurden. Man legt anschließend fest, wo die rote Linie gezogen werden soll. Entscheidet man sich z.B. für 33 Prozent, wird nur das beste Drittel aller Frames für das Stacking verwendet. Man kann in einem Rutsch bis zu vier verschiedene Prozentwerte festlegen; es werden dann bis zu vier unterschiedliche Versionen gestackt. Allerdings dauert der Rechenvorgang dann auch entsprechend länger.

Bei allzu kleiner Brennweite mag man die ursprünglich von der NASA fürs Weltraumteleskop Hubble entwickelte Funktion Drizzle einsetzen. Sie macht das Objekt um den Faktor 1,5 oder 3 größer - wobei das Ergebnis besser sein sollte als bei simpler Vergrößerung. Sinnvoll ist das z.B. auch, wenn man Oberflächendetails auf den (aus unserer Distanz winzig erscheinenden) Jupitermonden abbilden möchte. Das setzt freilich besonders gutes Seeing - also außergewöhnlich gute Luftruhe - voraus.
Nach erfolgtem Stacking liegt ein milchig anmutendes Summenbild vor. Es ist zwar nicht mehr verrauscht, doch dafür mangelt es ihm an Schärfe.

Im folgenden geht es vor allem darum, das Bild zu schärfen.
Weitere Bearbeitung
Jetzt kommt z.B. Registax zum Einsatz. Auch diese kostenlose Software kann Stacken. Wir verwenden hier aber andere Funktionen. Dazu ziehen wir das Summenbild ins geöffnete Programmfenster.
RGB-Align
Unsere Lufthülle bricht das Licht der Himmelskörper ein wenig nach oben. Je tiefer sie über dem Horizont stehen, desto ausgeprägter der Effekt. Dabei ist es wie beim Prisma: Blaues Licht wird stärker gebrochen als rotes. Bei hoher Vergrößerung zeigen die Planeten daher unten einen roten, oben einen blauen Rand.

Dieser atmosphärischen Diffusion lässt mit einem speziellen Gerät, dem Atmospheric Diffusion Corrector (ADC), schon während der Aufnahme entgegensteuern. Je stärker dieses Gerät korrigiert, desto mehr führt es allerdings auch einen anderen Abbildungsfehler ein, die Aberration.

In den kommenden Jahren wandern die hellen Planeten Saturn, Mars und später auch Jupiter durch die südlichen Abschnitte der Ekliptik. Das macht den Einsatz eines ADC interessant. Eine kostenlose (obgleich nicht ganz so wirksame) Korrekturmöglichkeit bietet manches Bildbearbeitungsprogramm: Die Funktion heißt gern "RGB-Align".

RGB-Align mit Registax:

Wir ziehen eine grüne Box um das Objekt und wählen dann "Estimate". Eventuell bessern wir nach. Der Vorgang entfällt, falls wir RGB-Align bereits in Autostakkert! aktiviert hatten.
Helligkeit und Kontrast


Meist will man mehr Kontrast, um Details herauszuarbeiten. Dafür wird dann die Helligkeit oft zurückgenommen.

Entstehen helle Flächen ohne interne Strukturen, hat man es allerdings übertrieben.
Schärfen
Das eigentliche Highlight von Registax ist die ausgeklügelte Schärfefunktion. Die Regler schärfen, von oben nach unten, immer größere Details. In dieser Reihenfolge zieht man sie nach rechts.

Dabei entstehen Artifakte, die man durch die Erhöhung des Wertes "Denoise" (Pfeil) wieder reduziert. Oft reicht dazu die Denoise-Box über dem ersten Schärferegler.

Je mehr Frames für das Summenbild ausgewählt wurden, desto stärker wird man in der Regel nachschärfen können.

Ziel ist ein Bild mit vielen klar umrissenen Details - ohne Spuren von Rauschen bzw. "Körnung".
Seit Anfang 2023 existiert eine Alternative zu Registax namens WaveSharp (Download). Dieser Software fehlen zwar die Stacking-Funktionen, die aber sowieso von Autostackkert geboten werden.
Lästige Zwiebelringe
Speziell beim Jupiter treten im Zuge das Nachschärfens am Rand des Planetenscheibchens häufig konzentrische Ringe auf, die gefürchteten "Zwiebelringe". In diesem Fall ist das avi zu dunkel geraten, auch wenn es auf den ersten Blick korrekt belichtet aussieht! Abhilfe schafft eine Erhöhung des Gain-Werts während der Aufnahme. Das zusätzliche Bildrauschen kann durch eine höhere Zahl von Frames teilweise kompensiert werden.
Weitere Funktionen
Registax bietet einige weitere interessante Funktionen. So lässt sich das Bild drehen oder bis zum Faktor 2 vergrößern (hier 1,5 x) . Außerdem kann man die Kolorierung anpassen.

Zum Vergleich sehen Sie hier nochmals das verrauschte Einzelbild - und das fertige Endprodukt. Der Unterschied lohnt den Arbeitsaufwand - oder?
Spezielle Schritte nach dem Stacking
Vor allem Jupitervideos dürfen wegen der raschen Planetenrotation nur wenige Minuten lang sein. Mit JUPOS - auch WinJUPOS genannt - kann man die Videos vor dem Stacking derotieren. Ich habe es selbst noch nicht probiert, weil die Videos (gerade noch) kurz genug waren.

Bevor man nicht mehr benötigte Videos löscht, sollte man sie von DeTeCt nach Einschlagsblitzen durchsuchen lassen. Näheres hier.
Doch lieber schwarzweiß?
Wir haben hier die grundlegende Strategie zur Planetenfotografie mit Hilfe von Farbkameras besprochen. Eingefleischte Fotografen ziehen der höheren Auflösung wegen oft Schwarzweißkameras vor. Diese Kameras können letztlich sogar Farbbilder liefern. Dazu wird das Objekt mehrfach gefilmt - jedes Mal durch einen anderen RGB-Filter. Die fertigen Bilder werden dann entsprechend eingefärbt und schlussendlich von der Software zu einem Farbfoto kombiniert.
Zurück zum Seiteninhalt