DSLR-Kameras - Dr. Christian Pinter - Fototipps

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Canon DSLRs

Eingefleischte Astro-Fotografen setzen bei der Abbildung schwacher Himmelsobjekte heute meist auf spezielle, kühlbare CCD-Kameras. Sie fotografieren außerdem mittels schmalbandiger Filter in ausgewählten Spektralbereichen, um daraus später Farbaufnahmen zu rekonstruieren.

Mit der DSLR geht die Deep Sky Fotografie leider nicht so gut, ist aber bei weitem komfortabler. Einschlägige Gehäuse aus den Zehnerjahren unseres Jahrhunderts sind gebraucht mittlerweile sehr  günstig zu erhalten - teilweise sogar um weniger als 100 Euro.

Zunächst hatte ich die EOS 1000D im Einsatz. Die später aus zweiter Hand angeschaffte 550D schredderte nach 147.400 Auslösungen ihren Verschluss. Heute verwende ich eine 650D und eine ebenso gebraucht gekaufte, astromodifizierten 700Da.
Alle vier genannten Kameras ließen bzw. lassen sich mit Canon- und manchen Fremdobjektiven verwenden, für astronomische Fotografie ohne Fernrohr. Über T2-Adapter sind sie auch an Teleskope anschließbar.

Zur Stromversorgung lässt sich der jeweilige Akku gegen einen Dummy tauschen. Energiekrisen sind bei der Verwendung am Teleskop somit Vergangenheit.
Die Fotos werden bei Fernsteuerung sofort via USB an den PC gesendet. Dieser steuert die Cams dann auch gleich, wobei sich Empfindlichkeit, Auslösezeitpunkt oder Belichtungszeit bequem am großen Computermonitor einstellen lassen (z.B. mit dem von mir favorisierten Astro-Programm APT).

Die Live-View-Funktion am Kameradisplay bzw. am PC-Monitor erleichtert das Scharfstellen enorm, wobei die Displays der 650D und der 700Da schwenkbar sind.
Aktuell verwendet:
Canon 650D
Gekauft:          2024 (gebraucht)
Verwendung:       v.a. mobil
Modifikation:     unmodifiziert

Canon 700Da
Gekauft:          2025 (gebraucht)
Verwendung:       v.a. am Teleskop
Modifikation:     astromodifiziert

Gemeinsame Eigenschaften:

Anschluss:        Canon Bajonett, Teleskope über T2-Adapter
Bildsensor:       CMOS
Sensorgröße:      APS-C (22,3 × 14,9 mm)
Auflösung:        18 Megapixel
Pixelgröße:       4,3 Mikrometer
Bildgröße:        5.184 × 3.456
Prozessor:        Digic V
QE:               40%
Höchste ISO:      25.600
"Best ISO":       800
Dateiformate:     JPEG, RAW ("CR2" genannt)
Bildfrequenz:     5 Bilder pro Sekunde (JPEG)
Speichermedien:   Memory Card oder per USB 2.0 an PC
Gewicht:          ca. 575 g
Anmerkungen:      Live-View, Video, Remote vom PC
Firmware:         Canon; inoffiziell MagicLantern
Display:          Touchscreen, drehbar und schwenkbar
Filmfunktion:     HD (1080) @ 24, 25, 30 fps
              
Quelle zu "Best ISO" siehe hier.
Früher verwendet:
Canon 550D
Gekauft:          2020 (gebraucht)
Verwendung:       v.a. am Teleskop
Verwendet bis:    2025 (defekt nach 147.400 Auslösungen)
Modifikation:     keine
Prozessor:        Digic IV
QE:               40%  
Höchste ISO:      12.500
Weitere Werte:    wie oben

Canon 1000D     
Gekauft:          2010
Verwendung:       mobil und am Teleskop
Verwendet bis:    2020, dann mit der 550D ersetzt
Modifikation:     keine
Anschluss:        Canon-Bajonett, Teleskope über T2-Adapter
Bildsensor:       CMOS
Sensorgröße:      APS-C (22,2 mm × 14,8 mm)
Auflösung:        10,1 Megapixel
Pixelgröße:       5,4 Mikrometer
QE:               33%
Höchste ISO:      1600
"Best ISO":       200
Bildgröße:        3.888 × 2.592 Pixel
Prozessor:        Digic III
Dateiformate:     JPEG, RAW ("CR2" genannt)
Bildfrequenz:     maximal 3 Bilder pro Sekunde (JPEG)
Speichermedien:   Memory Card oder per USB 2.0 an PC
Gewicht:          ca. 450 g
Stromversorgung:  Akku bzw. über Dummy an ein Netzgerät
Anmerkungen:      Live-View, Remote vom PC
Firmware:         nur Canon

Quelle zu "Best ISO" siehe hier.
Unterschiede von Canon 700Da, 650D, 550D, 1000D

Die Anschlüsse für Objektive, USB-Kabel oder Fernauslöser sind bei den vier Cams gleich. Die 1000D war aber für andere Akkus dimensioniert und benötigte somit auch einen anderen Akku-Dummy als die anderen drei.

Die 1000D kannte außerdem keine Vignettierungskorrektur, die aber sowieso nur bei Originalobjektiven funktioniert hätte. Ebenso fehlte ihr die Videofunktion: Die drei anderen Kameras filmen auf Wunsch in HD. Bei der 1000D war das Filmen nur über die LiveView-Funktion und mit Fremdsoftware möglich.

Sensorgröße

Die 700Da, die 650D und die 550D besitzen kleinere Pixel als die 1000D. Das bringt bei astrometrischen Messungen theoretisch ein Viertel mehr an Auflösung. Gleichzeitig reduziert das die originäre Empfindlichkeit der Pixel um eine halbe Blendenstufe, was durch eine höhere QE oder durch stärkere Vorverstärkung ausgeglichen wird.

Schwenkbarer Monitor

Die Displays der 700Da und der 650D lassen sich ausklappen und schwenken. Beim Einsatz fern eines PCs oder Notebooks erleichtert dies die Bildkomposition wesentlich. Bei den anderen beiden EOS-Kameras konnte ich bloß einen alten, adaptierten Winkelsucher auf den Suchereinblick stecken. Vor allem aber fällt das Scharfstellen mit dem schwenkbaren Display leichter, speziell bei höher am Himmel stehenden Objekten. Aus diesem Grund würde ich zu einer DSLR mit beweglichem Display raten.

Hi-ISO-Einstellungen

MagicLantern macht eine Vorverstärkung von ISO 25.600 möglich. Bei der Fernsteuerung durch den Computer erscheinen somit sehr schwache Sterne am PC-Monitor. Aufnahmen selbst sind mit einer derartigen Hi-ISO-Einstellung zu verrauscht: Sie macht nur bei speziellen astrometrischen Aufgaben Sinn.

Magic Lantern

Die 700Da, die 650D und die 550D lassen sich mit der - von Canon nicht authorisierten - Fremdfirmware Magic Lantern (ML) starten. Das ist nicht ohne Risiko und geschieht auf eigene Gefahr. Die ML-Versionen sind modellabhängig. Für die 1000D existierte keine ML-Version.
Analoge Vorläufer: Yashica & Exakta

Bevor ich digital fotografierte, hatte ich übrigens zwei gebraucht erstandene, analoge Yashica-Spiegelreflex-Kameras im Einsatz: Sowohl die FR I als auch die modernere FX-D konnten elektrisch ausgelöst werden. Zusammen mit dem unten angeschraubten Batteriegriff, der den Filmtransport motorisierte, gestattete das ein erschütterungsfreieres Arbeiten - wenngleich nur 36 Bilder lang.

In Stellung "B" konnte man außerdem die Belichtungszeit über die Dauer eines elektrischen Impulses definieren - z.B. auch mittels externer Zeitschaltuhren (gebaut natürlich mit dem legendären IC NE555). Heute fast unvorstellbar: Aber ohne dieses Feature musste man früher tatsächlich die Sekunden zählen ("21, 22, 23 ...").
Mit den beiden Yashicas fotografierte ich in den Achtziger- und Neunzigerjahren mehrere Sonnen- und Mondfinsternisse sowie 1989 das Polarlicht in Alta, Nordnorwegen.

Links die FX-D mit 500 mm Tele und 2fach-Konverter
Anders bei der Sonnenfinsternis 1981 in Sibirien: Da montierte ich noch eine Exakta mit Schachtsucher (!) an das Tasco-Newton-Spiegelteleskop. Mein Regensburger Großonkel hatte mir die in Dresden gebaute Spiegelreflex einst zur Firmung geschenkt. Bemerkenswert war die zum Scharfstellen besonders praktisch gestaltete Mattscheibe samt der darüber aufklappenden Linse.

Aus der Yashica-Zeit sind mir zwei Teleobjektive (500/8 und 135/2.8) geblieben, die sich mit entsprechenden, sehr kurzbauenden Adaptern sogar an den EOS-DSLRs montieren lassen. Von der heute historischen Exakta existiert leider gar nichts mehr.
Alle Angaben ohne Gewähr und ohne Haftung

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