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Drizzle - Dr. Christian Pinter - Fototipps

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Drizzle


In Kriminalfilmen sieht man es häufig: Eine Überwachungskamera hält ein vorbeifahrendes Auto fest. Aufgrund der Entfernung ist das Kennzeichen leider nicht zu eruieren. Der Kommissar fragt: "Geht das nicht größer?". Der Assistent drückt ein paar Tasten - und schon ist jede Ziffer auf dem Kfz-Kennzeichen klar zu erkennen.

Ganz so einfach funktioniert es nicht. Schon gar nicht mit einem einzelnen Foto. Aus Videos lässt sich bei fahrenden Objekten aber tatsächlich eine höhere Auflösung erzielen, dank der Drizzle-Technik.

Extrem salopp gesagt: Bewegt sich ein Objekt relativ zu den Pixeln des Kamerasensors, kann Drizzle gleichsam "zwischen" die Pixel schauen. Beim simplen Vergrößern geht das nicht. Da macht man bloß die Pixel größer.

Nötig ist ein gewisser Versatz von Bild zu Bild. In der Astronomie versetzt man die Kamera absichtlich mit dem Dithering. In der Deep Sky Fotografie bewegt sich das Objekt aber auch ganz unwillkürlich, vor allem durch eine unperfekte Nachführung des Teleskops. Bei hoher Brennweite, wie in der Planetenfotografie üblich ist, sorgt die Luftunruhe ebenfalls für Versatz. Sie lässt das Bild des Objekts ein wenig auf dem Sensor "tanzen".

Man braucht jedenfalls eine hohe Anzahl von Einzelfotos oder gleich ein Video, das ja selbst aus zahlreichen Frames besteht. Mit einem einzigen Standbild klappt das Drizzle nur im Kriminalfilm.
Natürlich muss die Software mitspielen. Programme wie der Deep Sky Stacker, der in der Deep Sky Fotografie assistiert, schaffen zwei- oder dreifaches Drizzle (Einstellungen / Stacking Einstellungen).

Das in der Mond- und Planetenfotografie beliebte AutoStackkert bietet auf Wunsch ein eineinhalbfaches oder dreifaches Drizzle an.
Aber Achtung: Die Fläche des Fotos steigt quadratisch. Ein dreifach gedrizzeltes Foto wird auf die neunfache Fläche aufgeblasen und belegt entsprechend mehr Speicherplatz. Das kann sogar Software zum Absturz bringen. Daher deaktiviert man diese Funktion besser wieder vor dem Schließen der genannten Programme.

Von Vorteil ist Drizzle vor allem, falls die Pixel des Kamerasensors nicht fein genug sind. Es kommt dann zum sogenannten Undersampling. Ich setze Drizzle ein, um die oft winzigen Planetarischen Nebeln mit den vergleichsweise weiten Pixeln der DSLR abzubilden. Das Foto zeigt den NGC 6905 - ohne und im Inset mit dreifachem Drizzle.
Bei den Planeten, festgehalten mit den feinen Pixeln der Planetenkamera Asi 678MC, braucht es das selten. Drizzle mag hier aber helfen, Oberflächendetails auf den Jupitermonden sichtbar zu machen.

Das etwas ältere Foto zeigt Jupiters Mond Ganymed, gedrizzelt und dann zusätzlich auch noch augenfreundlich vergrößert.
Alle Angaben ohne Gewähr
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